Weniger Hausaufgaben bedeuten mehr Zeit zum Spielen
Latest Posts • 4. Mai 2015
Nachdem sich eine öffentliche Grundschule in New York City entschlossen hatte, keine Hausaufgaben mehr zu vergeben, hat das unter den Eltern so eine Art öffentlichen Aufschrei verursacht. Es stand auch in den Schlagzeilen vieler Zeitungen in ganz Amerika.
In einem Brief an die Eltern erklärte die Direktorin der Schule, Jane Hsu, ihre Entscheidung. Sie schrieb, dass das Thema Hausaufgaben in letzter Zeit viel Aufmerksamkeit erhalten habe und dass die negativen Auswirkungen von Hausaufgaben eigentlich klar auf der Hand lägen. Dazu gehörten Frustration und Erschöpfung, zu wenig Zeit für andere Aktivitäten und für die Familie. Und für viele Kinder leider auch, dass sie das Interesse am Lernen ganz verlieren.
Sie schrieb auch, dass ihre Schule über ein Jahr lang damit verbracht hatte, Studien über die Auswirkung von herkömmlichen Hausaufgaben zu analysieren und dass nicht eine dieser Studien Beweise dafür liefern konnte, das ein direkter Zusammenhang zwischen herkömmlichen Hausaufgaben und derzeitigem, oder sogar zukünftigem schulischen Erfolg gefunden werden konnte.
Und dabei möchte Frau Hsu Hausaufgaben gar nicht ganz abschaffen. Sie möchte sie lediglich umgestalten. Sie schreibt, ihre Schule versuche Schülern und Familien die Gelegenheit zu geben, gemeinsam die Dinge zu tun, die tatsächlich einen positiven Effekt auf die schulischen und sozial-emotionalen Leistungen von Grundschülern haben. Damit meint sie z.B. Zeit zum Spielen und Lesen. Aber Lesen von Büchern, die nicht unbedingt mit der Schule zu tun haben. Und ohne Druck und Kontrolle.
Trotz dieser eigentlich sehr guten Absichten, haben viele Eltern damit gedroht, ihre Kinder aus der Schule zu nehmen. Sie begründeten dies damit, dass Schüler ohne Hausaufgaben nicht mehr genug lernen würden.
Da auch ich ein Befürworter von weniger Hausaufgaben bin (weniger Musik üben in meinem Fall), kenne ich dieses Problem. Auch ich habe Eltern kennengelernt, die zunächst nicht mit meiner lockeren Einstellung zum Üben eines Instrumentes umgehen konnten.
Viele Eltern gehen immer noch davon aus, dass das Erlernen eines Instrumentes mit sehr viel üben verbunden ist. Meine 25-jährige Erfahrung widerlegt dies jedoch. Aus eigener Erfahrung und aus der Forschung weiß ich, dass das Üben nur dann etwas bringt, wenn Kinder es von sich aus und zum Spaß tun wollen. Wenn sie also intrinsisch motiviert sind. Sobald man sie dazu zwingen muss, hat es keinen positiven Lerneffekt mehr.
Ganz im Gegenteil, ständige Streitereien und keine Lust auf Üben sind die Hauptgründe, warum Kinder ihr Instrument nicht mehr spielen wollen.
Und genauso ist es bei anderen Hausaufgaben. Ein Schulranzen voller Arbeitsblätter überfordert Kinder nur und trägt nicht zu ihrem Lernerfolg bei. Wer gedrängt wird, jeden Abend 20 Minuten zu lesen, verliert die Lust am Lesen. Kinder lesen dann nur noch, wenn sie dazu gezwungen werden.
Heutzutage hetzen selbst die jüngsten Kinder nach der Schule bereits von einer Aktivität zur nächsten. Zusammen mit Hausaufgaben und Üben des Instrumentes bleibt ihnen danach keine Zeit mehr zum Spielen, Entdecken und einfach nur sie selbst zu sein.
Also, wenn nicht Hausaufgaben, was dann? Was können Eltern mit ihren Kindern tun, um deren schulisches und auch emotionales und soziales Lernen zu fördern?
Sie könnten z.B. gemeinsam kochen, mehr Zeit an der frischen Luft verbringen, gemeinsam musizieren und singen, Fahrrad fahren und spazieren gehen, gemeinsam Dinge für die Umwelt tun, Hausarbeiten aufteilen und sich gemeinnützigen Tätigkeiten widmen. All diese Dinge bieten hervorragende Möglichkeiten, etwas Neues zu lernen und machen garantiert mehr Spaß als Hausaufgaben.
Abgesehen davon, müssen Kinder einfach nur Spielen dürfen. Wir haben doch früher nach der Schule auch unseren Ranzen gleich in die Ecke geschmissen um draußen mit unseren Freunden zu spielen. Und unsere einzige Sorge war es, rechtzeitig zum Abendessen wieder zu Hause zu sein.
Finden Sie, dass Hausaufgaben Sinn machen?
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