Musik und Persönlichkeit – Was unsere Lieblingsmusik über uns aussagt
Latest Posts • 12. Februar 2018
Die Frage „welche Musik hörst du so?“ hat unter Jugendlichen eine große Bedeutung.
Der zur Schau gestellte Musikgeschmack – ausgedrückt in Kleidung, Haaren, Accessoires usw. – zeigt, zu welcher Gruppe oder welchem sozialen Milieu man gehört und dient gleichzeitig der Abgrenzung von anderen Gruppen.
“…you and your friends can’t consider yourselves cool unless almost everyone else is uncool” schreibt Dr. John Powell in seinem Buch „Why We Love Music: From Mozart to Metallica – The Emotional Power of Beautiful Sounds“.
Aber nicht nur bei Jugendlichen sagt der Musikgeschmack viel über die Persönlichkeit aus. Welche Musik man hört, ist ein wichtiger Aspekt des Charakters und betont die eigene Individualität – egal in welchem Alter.
“Sage mir, was Du hörst, und ich sage Dir, wie Du bist“ ist auch etwas, was Psychologen und Soziologen interessiert. So habe zum Beispiel Psychologen der Cambridge Universität zu genau diesem Phänomen einen Test erstellt, den man auf ihrer Webseite anonym online ausfüllen und auswerten lassen kann: Musical Universe. In mehreren Fragebögen muss man dort verschiedene Lieder aus 26 Musikrichtungen anhören und bewerten und Fragen zu den “Big Five” Persönlichkeitsmerkmalen beantworten.
Sie stehen auf Heavy Metal? Dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Sie sehr offen für neue Erfahrungen sind, politisch liberal, intelligent und athletisch. Bei Jazz-Liebhabern ist es ähnlich, außer, dass sie vielleicht nicht ganz so sportlich sind.
Die sogenannten Big Five – „die großen Fünf“ (auch Fünf-Faktoren-Modell genannt) sind fünf Charaktereigenschaften, die unsere Persönlichkeit sehr gut beschreiben. Dabei sollen sie nicht als Klassifizierung oder gar Psychopathologie dienen sondern eher eine Beschreibung von persönlichen Eigenschaften sein, die bei allen Menschen bis zu einem gewissen Grad vorhanden sind.
Die Big Five sind:
Offenheit für Erfahrungen (Aufgeschlossenheit),
Gewissenhaftigkeit (Perfektionismus),
Extraversion (Geselligkeit),
Verträglichkeit (Rücksichtnahme, Kooperationsbereitschaft, Empathie) und
Neurotizismus (emotionale Labilität und Verletzlichkeit).
Auf der Musical Universe Webseite werden sie folgendermaßen beschrieben:
Offenheit: Menschen die hier hoch punkten, schätzen Ästhetik und Kunst. Sie sind häufig liberaler und in gutem Kontakt mit ihren Gefühlen und denen anderer. Offene Menschen neigen dazu, eine aktive Vorstellungen zu haben und sind mehr nach innen gerichtet.
Gewissenhaftigkeit: Diejenigen, die bei Gewissenhaftigkeit hoch punkten, sind in der Regel selbstdiszipliniert. Sie streben nach Leistung und bevorzugen Ordnung. Sie ziehen es vor, Dinge im Voraus zu planen, anstatt sie spontan zu tun und sind zuverlässig.
Extraversion: Menschen, die bei Extraversion hoch punkten, sind gesprächig, gesellig und durchsetzungsfähig. Sie neigen dazu, engagiert und voller Energie zu sein.
Verträglichkeit: Menschen die bei Verträglichkeit hoch punkten, kommen mit anderen gut aus. Sie neigen dazu, bescheiden und kooperativ zu sein und übernehmen nicht gerne die Führung. Sie sind vertrauenswürdig, gutmütig und einfühlsam.
Emotionale Stabilität: Diejenigen, die bei emotionaler Stabilität hoch punkten, neigen dazu, selbstsicher und selbstbewusst zu sein und neigen nicht dazu, sich zu ärgern, wütend oder ängstlich oder depressiv zu sein.
(Emotionale In-stabilität/Neurotizismus: In anderen Anwendungen des Big Five Modells wird das fünfte Persönlichkeitsmerkmal häufig als Emotionale In-stabilität oder Neurotizismus bezeichnet. Menschen die hier hoch abschneiden sind dementsprechend nervös, besorgt und emotional instabil.)
Source: Musical Universe Project and Short Test Of Musical Preferences
David Greenberg und sein Cambridge Team haben festgestellt, dass zum Beispiel Leute, die offen für neue Erfahrungen sind, dazu neigen, Musik aus den Genres Blues, Jazz, Klassik und Heavy Metal zu bevorzugen, und Leute, die bei Extraversion und Verträglichkeit hoch punkten, Musik aus Pop, Soundtrack, Religion, Soul, Funk, Elektronik und Dance bevorzugen. Greenberg ist dabei nicht der erst Psychologe, der den Zusammenhang von Musikgeschmack und Persönlichkeit untersucht hat. So gibt es zum Beispiel den Short Test of Music Preferences (STOMP), also den Test für musikalische Vorlieben, der von Sam Gosling und anderen Wissenschaftlern in Austin, Texas eingeführt wurde. Ähnlich wie Greenberg haben sie festgestellt, dass Menschen, die besinnliche und komplexe Musik wie Blues, Klassik und Jazz bevorzugen, sehr hoch auf Offenheit für Erfahrung punkten und sich als politisch liberal, intelligent und nicht sehr athletisch sehen.
Diejenigen, die Heavy Metal und alternative Musik bevorzugten, waren den Jazz-Liebhabern ähnlich, aber hielten sich für athletischer.
Sie fanden heraus, dass Fans von peppiger Musik wie Country, Pop und Soundtracks auf der anderen Seite tendenziell niedrige Werte für Offenheit und Intelligenz hatten. Sie waren eher verträglich, extrovertiert und gewissenhaft und sehen sich selbst als attraktiv, wohlhabend, sportlich und politisch konservativ.
Schließlich waren Menschen, die energische und rhythmische Musik bevorzugen, auch extrovertiert, verträglich, attraktiv und athletisch, aber sie teilten die politische Neigung, den Reichtum sowie die niedrigeren Intelligenzwerte der Fans von peppiger Musik nicht.
Der Unterricht der Modern Music School knüpft an die Musikvorlieben der Schüler an. Jeder darf hier seine Lieblingslieder spielen und seinen eigenen Interessen nachgehen. Und dass ein Unterricht, in dem man seinen Musikgeschmack so richtig ausleben kann Spaß macht, motiviert und unzählige Gelegenheiten bietet, das dahinterliegende Wissen und die Theorie zu lernen, das ist doch klar!
Eine Studie der Universitäten Münster, Mainz und Leipzig hat übrigens ergeben, dass sich der Charakter eines Menschen erst ab dem 30. Lebensjahr ausreift. Unsere Persönlichkeit aus jungen Jahren wirkt sich zwar auch auf unser Verhalten im Erwachsenenalter aus, wird aber durch wichtige Erlebnisse wie Hochzeit, Kinder usw. ergänzt und weiter ausgebaut.
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