Wir lieben unsere Kinder und sie machen uns das Leben zur Hölle

Latest Posts  •  27. Juli 2015

Können Kinder das Leben ihrer Eltern ruinieren?

Hätten Sie mich das gefragt, als Emma gerade 4 Monate alt war, hätte ich Ihnen eine Antwort gegeben. Hätten Sie mich das gefragt, als Emma 17 war, hätten Sie eine andere Antwort erhalten.

Kinder sind eben großartig und sie sind schrecklich zugleich. Sie sind das Beste, das uns jemals passiert ist und das Schlimmste. Scheinbar unaufhaltsam berauben sie uns unserer Energie, unserer Zeit und unseres Wohlbefinden.

Vergleicht man Nicht-Eltern mit Eltern, so erscheinen letztere zugleich glücklicher und unzufriedener.

Kinder zu bekommen scheint eine großartige Idee zu sein, die einem gleichzeitig das Leben ruiniert.

Jennifer Senior, eine preisgekrönte Journalistin und Autorin des Buches “Himmel und Hölle – Das Dilemma moderner Elternschaft” geht der Frage nach, was es heißt, Eltern zu sein.

Mit Hilfe zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen von Historikern und Soziologen, sowie Ökonomen, Psychologen, Philosophen und Anthroprologen untersucht sie, welche Auswirkungen Kinder auf das Leben ihrer Eltern haben – auf ihre Ehe, den Sex, Freundschaften und ihr Lebensgefühl.

Und obwohl die meisten Eltern wahrscheinlich bestätigen würden, dass der Übergang vom Nicht-Elternsein zum Elternsein sehr stressig sein kann, ergeben Senior’s Untersuchungen eines: die Kinder sind nicht das Problem.

In ihrem TED Talk “Freude: Für Eltern eine hohe Messlatte” sagt sie, “etwas am Elternsein in unserer heutigen Zeit, ist das Problem. Ich glaube nicht, dass wir wissen, was Elternsein eigentlich bedeutet. Das englische Verb “to parent” (“Eltern sein”) ist erst seit 1970 im allgemeinen Sprachgebrauch. Unsere Rollen als Mütter und Väter haben sich verändert. Die Rollen unserer Kinder haben sich verändert.”

Bis ins 20. Jahrhundert hinein wurden Kinder oft als eine wirtschaftliche Ressource betrachtet. Sie begannen früh zu arbeiten und halfen auf dem Bauernhof oder im Familienbetrieb. Heute sind sie ökonomisch ein Verlustgeschäft, dagegen ist ihr emotionaler Wert gestiegen. Die Soziologin Viviana Zelizer beschreibt diesen Übergang in fünf krassen Worten: “ökonomisch nutzlos und emotional unbezahlbar.”

Deshalb befassen wir uns heute viel mehr mit dem seelischen Wohlsein unserer Kinder. Wir wünschen uns, dass unsere Kinder glücklich sind, ein gesundes Selbstwertgefühl haben und bestens auf eine erfolgreiche Zukunft vorbereitet sind.

Und vielleicht erwarten wir damit einfach zu viel. Vielleicht wären wir alle glücklicher – also sowohl die Eltern als auch die Kinder – wenn wir uns vom universellen Mantra, “ich will nur, dass mein Kind glücklich ist”, verabschieden könnten.

Vielleicht würden wir uns als Eltern besser fühlen, wenn wir weniger von uns (und unseren Kindern) erwarten würden. Vielleicht könnten wir die glücklichen Momente dann genießen und akzeptieren, dass wir nicht immer happy sein können.

Ich stimme Senior auf jeden Fall zu, wenn sie sagt, dass “Glück und Selbstvertrauen Nebenprodukte anderer Dinge sein können, aber nicht die Ziele an sich.”

Sie rät, dass wir uns eher bemühen sollten, produktive und moralische Kinder zu erziehen – und einfach zu hoffen, dass aufgrund des Guten, das sie tun, aufgrund ihrer Leistungen und der Liebe, die sie von uns erhalten, das Glück zu ihnen kommt.

Jennifer Seniors TED Talk “Freude: Für Eltern eine hohe Messlatte”:

2020-04-24T08:05:48+00:00Juli 27th, 2015|

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