Der #1 Tipp, um in allem richtig gut zu werden

Latest Posts  •  22. Februar 2016

Egal was Sie bisher gedacht haben, es ist nie zu spät ein hervorragender Künstler, Sportler – oder Musiker zu werden! Talent ist nicht gottgegeben oder angeboren, es ist ein Muskel, den man mit Fleiß und Übung aufbauen kann.

Daniel Coyle, der amerikanische Journalist und Autor von “Die Talent-Lüge: Warum wir (fast) alles erreichen können” hat eine kurze Formel zum Geheimnis des Talents und dessen Entwicklung aufgestellt:

Initialzündung + Aktives Lernen + Meistertraining = Talent.

Für sein Buch hat er die erfolgreichsten Talentschmieden auf der ganzen Welt besucht. Auf diesen Reisen (die ihn unter anderem nach Brasilien auf einen Fußballplatz führten, zur berühmten amerikanischen Musikakademie Meadowmount und zum Spartak Tennis Club in Moskau) hat er vor allem eins festgestellt: mit ‘aktivem Lernen’ (und den Dingen, die es voran treiben, wie Initialzündung und Meistercoaching) kann man das Geheimnis von Talent knacken.

Was ist aktives Lernen?

Aktives Lernen ist ein System, in welchem Aufgaben in kleinste Arbeitsschritte unterteilt und solange wiederholt werden, bis sie perfekt sitzen. Es ist ein System, in dem man ein unmittelbares und nicht-wertendes Feedback erhält. Man geht beim aktiven Lernen sehr langsam vor, um auf die kleinsten Details achten zu können. Man fängt an, macht Fehler, hält inne, denkt nach, probiert und fängt noch einmal von vorne an. Man ist hoch konzentriert und wiederholt jeden einzelnen Schritt so lange, bis er perfekt sitzt.

Aktives Lernen ist mühevolle Kleinarbeit, die idealerweise an der Grenze der Belastbarkeit (Komfortzone) stattfinden sollte.

Denn dann – wenn wir unter Anstrengung und voller Aufmerksamkeit, kleinschrittig so lange üben bis es klick macht – passiert etwas ganz Magisches: unser Gehirn bildet die Neuronenmembran Myelin.

Das Sprichwort “Nicht Übung macht den Meister – meisterhafte Übung macht den Meister” bezieht sich auf genau dieses Phänomen.

Coyle erklärt:

Jede unserer Fähigkeiten – egal ob wir Baseball oder Bach spielen – entsteht durch Verknüpfungen von Nervenzellen, die einen elektrischen Impuls weitergeben wie ein Telefonnetz ein Signal.

Die Aufgabe des Myelins besteht darin, die Nervenzellen zu umhüllen wie eine Plastikisolierung ein Kupferkabel und auf diese Weise dafür zu sorgen, dass sich das Signal nicht verliert, sondern im Gegenteil verstärkt und beschleunigt wird.

Wenn wir die Schaltkreise unseres Gehirns richtig betätigen – wenn wir üben, den Baseballschläger zu schwingen oder eine Note zu spielen –, dann legt sich das Myelin in neuen Schichten um die entsprechenden Gehirnzellen und sorgt auf diese Weise dafür, dass wir immer schneller und besser werden.

Je dicker die Myelinschicht, desto besser die Isolierung und umso schneller und präziser werden unsere Bewegungen und Gedanken.

Das heißt also, dass jede menschliche Fähigkeit zunächst im Gehirn entsteht. Und dass je häufiger wir eine Fähigkeit üben – und dadurch mehr Myelin bilden – desto schneller und genauer das Gehirn dem Rest des Körpers sagen kann, was er machen soll und wann genau er es machen soll.

Coyle und andere Neurowissenschaftler gehen deswegen so weit, Myelin zum heiligen Gral des Lernens zu erklären.

All unsere Fähigkeiten entwickeln sich in den folgenden drei Schritten:

“(1) Jede unserer Bewegungen, jeder Gedanke und jedes Gefühl ist ein exakt getimetes elektrisches Signal, das durch eine Reihe von Neuronen, also einem Schaltkreis von Nervenzellen transportiert wird.

(2) Myelin ist das Isoliermaterial, das diese Nervenzellen umhüllt und die Intensität, Geschwindigkeit und Präzision eines Signals erhöht.

(3) Je mehr wir einen bestimmten Schaltkreis benutzen, desto mehr Myelin legt sich um die betreffenden Nervenzellen herum und umso stärker, schneller und präziser werden unsere Bewegungen und Gedanken.”

Wenn wir also zum Beispiel Gitarre oder Klavier üben und dabei bestimmte Bewegungen präzise immer wieder wiederholen, entwickeln und optimieren wir in Wahrheit Schaltkreise in unserem Gehirn und sorgen dafür, dass mehr Myelin gebildet wird. Und erst dadurch gelingt es unseren Muskeln dann, immer schneller und präziser zu reagieren – bis uns die neue Bewegung in Fleisch und Blut übergegangen ist und wir sie ganz automatisch ausführen können.

Coyle schreibt:

Im Grunde ist der Schaltkreis die Bewegung: Er gibt die Intensität und Abfolge jeder Muskelkontraktion und die Form und den Inhalt jedes Gedanken vor. Ein langsamer, unpräziser Schaltkreis bedeutet eine langsame, unpräzise Bewegung und ein schneller, präziser Schaltkreis bedeutet eine schnelle, präzise Bewegung.”

Und obwohl sich diese Erklärung sehr überzeugend anhört, werden die Prinzipien des aktiven Lernens von den meisten Menschen in der Praxis nur selten wirklich angewendet. Wir sind es nicht gewohnt, die Dinge langsam anzugehen, wir wollen sofortige Erfolge – für die Mühen des aktiven Lernens fehlt uns meist die nötige Motivation.

Was uns zum nächsten Teil von Coyle’s Formel bringt: Initialzündung.

Was ist Initialzündung?

Initialzündung lässt sich als Inspiration oder Antriebsmotor für aktives Lernen verstehen – als die “nötige Motivation”.

Coyle schreibt dazu:

 “Das wahre Können der Genies liegt in der Fähigkeit, wie besessen zu üben.” (Frei von mir übersetzt, wobei ich mit Üben aktives Lernen meine.)

Coyle geht also davon aus, dass wir uns für eine Sache (und das Lernen an sich) erst einmal richtig begeistern müssen, um sie dann fleißig üben zu wollen.

Das habe ich bei mir schon häufig beobachten können. Sobald ich etwas gefunden habe, was mich richtig fasziniert und begeistert, kann ich gar nicht anders als alles darüber herausfinden und immer besser werden zu wollen. Wenn meine Neugier geweckt ist, ist mir keine Anstrengung zu groß – ich will es schaffen und nehme dafür auch harte Arbeit in Kauf.

Auf seiner Webseite beschreibt Coyle, dass sich dieses ‘besessene Üben’ bei fast allen Top-Performern beobachten läßt.

So zum Beispiel bei Frank Sinatra (der seinen künstlerischen Proben genauso verschrieben war, wie dem Scotch), dem Klavier-Virtuosen Vladimir Horowitz (der sagte, “Wenn ich einen Tag nicht übe, dann merke ich es. Wenn ich zwei Tage nicht übe dann bemerkt es meine Frau. Und wenn ich drei Tage nicht übe, dann bemerkt es die ganze Welt.”), und dem Profigolfer Tiger Woods (dessen tägliche Übungsroutine drei Stunden auf der Range, zweieinhalb Stunden Putting- und Chippingdrills, sowie eine gesamte 18-Loch-Runde beinhaltet). Bei allen drei Profis passiert das gleiche: Durch aktives Lernen werden Fähigkeitsschaltkreise ausgebildet und aufrechterhalten.

Wir müssen also herausfinden, was uns als Initialzündung dienen kann. Was inspiriert und motiviert Sie? Sobald Sie das wissen, können auch Sie anfangen, wie besessen zu üben!

Im letzten Teil von Coyle’s Formel geht es um das Meistertraining.

Was ist Meistertraining?

Meistertraining ist das meisterhafte Training welches man von richtig guten Lehrern erhält.  Coyle nennt diese Lehrer Talentflüsterer. Ein Talentflüsterer ist jemand, der uns ermutigt, richtig hart zu arbeiten und der uns immer wieder versichert, dass wir es schaffen können. Talentflüsterer helfen uns dabei Ziele zu setzen und zeigen uns, welche Schritte uns am schnellsten zu diesem Ziel führen.

Eine ihrer wichtigsten Aufgaben liegt darin, uns unmittelbares und konstruktives Feedback zu geben, denn nur mit dem richtigen Feedback können wir uns verbessern. Wenn wir uns nicht bemühen, unsere Fehler zu korrigieren, dann bilden wir die falschen Schaltkreisläufe und werden richtig gut im ‘falsch spielen’. Ein Meistertrainer korrigiert unsere Fehler sofort und bringt uns zurück auf den Weg zum meisterhaften Können.

Das sind doch gute Nachrichten für alle Musiker! Je genauer wir die Prinzipien der Initialzündung, des aktiven Lernens und des meisterhaften Trainings verwirklichen, desto mehr Myelin bilden wir und desto besser werden wir.

2020-04-27T10:28:26+00:00Februar 22nd, 2016|

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