Was heißt es, seine Zeit sinnvoll zu nutzen?

Latest Posts  •   15. Januar 2018

“Was heißt es, seine Zeit sinnvoll zu nutzen?” fragt Tristan Harris zu Beginn seines TED Talks “How better tech could protect us from distraction” (Wie bessere Technologie uns von Ablenkung schützen könnten).
Tristan Harris ist ein ehemaliger Google-Mitarbeiter der jetzt die Initiative Time Well Spent – also sinnvoll verbrachte Zeit – leitet. Mit dieser Initiative möchte er erreichen, dass Software und Webseiten so gestaltet werden, dass wir unterstützt werden, unsere digitale Zeit sinnvoll zu nutzen und nicht wie bisher verführt, unsere Bildschirmzeit zu maximieren.

Haben wir mit der Entwicklung des iPhones die Kontrolle verloren? Es lässt sich nicht mehr verleugnen, dass Smartphones schlecht für den Kopf, die Seele und unsere Beziehungen sind.

Unzählige Untersuchungen von Psychiatern, Neurowissenschaftlern und Gesundheitsexperten bestätigen ganz klar, Smartphones:

  • verkürzen unsere Aufmerksamkeitsspanne

  • reduzieren unsere Gehirnleistung

  • bringen die Work-Life-Balance aus dem Gleichgewicht

  • rauben Stunden an Familienzeit

  • beeinträchtigen unser Erinnerungsvermögen

  • erschweren das Tagträumen und kreative Denken

  • machen uns anfälliger für Angst

  • lassen Eltern ihre Kinder ignorieren

  • machen süchtig, wenn auch nicht im umstrittenen klinischen Sinne

Sie tun dies, indem sie dieselbe psychologische Anfälligkeit ausnutzen wie Spielautomaten: variable Belohnungen. Schon B.F. Skinner hat die Wirkung von variablen Belohnungen in seinen Experimenten mit Tauben untersucht. Jüngere Experimente zeigen, dass variable Belohnungen einen Dopaminschub im Gehirn auslösen und uns so zum fieberhaften drücken, tappen und scrollen antreiben.

Das Suchtpotenzial ist dabei am höchsten, wenn die Belohnung variiert, also mal größer oder kleiner ausfällt. Das funktioniert bei Handys genauso gut wie bei Spielautomaten nur dass wir hier schauen, wie viele Nachrichten wir haben, wie viele Mails, Likes usw. Dabei ist es die Möglichkeit der Enttäuschung – die Überraschung, ob es diesmal eine interessante E-Mail, eine Lawine von “Likes” oder gar nichts entdecken gibt – die Smartphones so zwanghaft macht und uns dazu verführt, bis zu 150-mal am Tag auf sie zu schauen.

Nur für ein paar Minuten, denken wir, und besuchen YouTube, Facebook, Twitter und Co. nur um Stunden später immer noch nach neuen Belohnungen zu suchen. Wenn man das zusammenrechnet, verbringen wir ungefähr drei bis fünf Stunden pro Tag mit unserem Smartphone. Hochgerechnet sind das ca. 7 Jahre unseres Lebens. 7 Jahre! Das muss nicht sein, oder?

Wenn wir an die 10.000 Hours Rule denken, dann könnten wir in genau dieser Zeit als Musiker Weltrang erlangen – zumindest wenn wir zwischen 3 und 4 Stunden pro Tag üben würden. (Die 10.000-Stunden-Regel besagt, dass man alles lernen kann, wenn man nur ausreichend übt. Malcolm Gladwell, “Überflieger: Warum manche Menschen erfolgreich sind – und andere nicht“)

Aber Musiküben macht uns nicht nur zum Profi, es wirkt sich außerdem positive auf fast alle Lebensbereiche und Kompetenzen aus. In einer Metastudie hat Susan Hallam, eine Professorin für Erziehungswissenschaften und Musikpsychologie an der University of London diese Auswirkungen untersucht.

Im Folgenden möchte ich die positiven Wirkungen des Musikmachens, die Hallam zusammengestellt hat, den negativen Auswirkungen von übermäßigem Smartphone-Gebrauch gegenüberstellen und zeigen, wie sinnvoll es ist, seine Zeit mit Musizieren zu verbringen.

Handys…

…verkürzen unsere Aufmerksamkeitsspanne. Durch Musik verlängert sich unsere Aufmerksamkeitsspanne, besonders durch Musik in Gruppen. Veränderungen im Neokortex bei Musikern wurden nachgewiesen (mehr Selbstkontrolle).

…reduzieren unsere Gehirnleistung. Durch Musik entwickeln wir ein feineres Gehör und Sprachbegabung und die Lese- und Schreibfähigkeit wird begünstigt. Zum Beispiel Notenlesen lernen wirkt sich positiv auf das Lesenlernen aus. Das auditive Langzeitgedächtnis und visuelle Gedächtnis verbessert sich. Mathematisches Verständnis wird positive beeinflusst.

…bringen die Work-Life-Balance aus dem Gleichgewicht und Rauben Stunden an Familienzeit. Musikmachen in Gruppen hat positive Effekte auf das soziale Bewusstsein und die Sozialkompetenz. Fördert die Empathie und soziale Intelligenz.

…erschweren das Tagträumen und kreative Denken. Musik fördert die Kreativität, vor allem wenn Improvisation beim Musikmachen gefördert wird.

…machen uns anfälliger für Angst. Musik wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus und baut Stress ab. Gesundheit und Lebensqualität sind in allen Altersgruppen durch Musik positiv beeinflussbar.

Für mich steht eins fest, ich möchte dieses Jahr weniger Zeit mit meinem Handy verbringen! Und das heißt Handy weglegen oder ausschalten.

2020-04-27T11:28:50+00:00Januar 15th, 2018|

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