Die Epidemie der Kurzsichtigkeit – Kinder müssen mehr im Freien spielen

Latest Posts  •   1. Juni 2015

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In meinem letzten Blog Beitrag habe ich über die Vorteile geschrieben, von denen Kinder profitieren, die regelmäßig im Freien spielen. Und über die Nachteile, die diejenigen erleiden, die dies nicht tun. Heutzutage verbringen Kinder im Durchschnitt weniger als eine Stunde an der frischen Luft – das ist weniger als jemals zuvor. Selbst bei der Generation davor war es noch mehr als doppelt so viel.

In diesem Beitrag möchte ich Sie auf einen weiteren Vorteil aufmerksam machen, den uns ausreichend Zeit im Freien beschert: gesunde Augen.

So untersuchen Wissenschaftler zur Zeit, in wieweit ein Mangel an Tageslicht mit dem dramatischen Anstieg von Myopie, der sogenannten Kurzsichtigkeit, in Verbindung gebracht werden kann.

Kurzsichtigkeit ist nämlich zu einem globalen Gesundheitsproblem geworden. In einigen asiatischen Ländern, wie Singapur, Taiwan und China, sind 80 – 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen kurzsichtig. Auch in den USA und Europa hat sich diese Zahl in den letzten zwanzig Jahren bereits verdoppelt.

Eine Myopie oder Kurzsichtigkeit lässt weit entfernte Objekte unschärfer erscheinen als nahe gelegene. Der Betroffene sieht also in der Nähe besser als in der Ferne. Meistens ist Kurzsichtigkeit die Folge eines zu langen Augapfels, was dazu führt, dass das einfallende Licht von weit entfernten Objekten vor der Netzhaut abgebildet und der Seheindruck unscharf wird.

Da das Auge überwiegend in der Kindheit wächst, entsteht eine Kurzsichtigkeit meist im Kindes- und Jugendalter.

Viele Kinder sind sich ihrer Fehlsichtigkeit dabei gar nicht bewusst, was vor allem nach der Einschulung häufig zum Problem werden kann. Denn wenn Kinder denken, dass das, was sie sehen, normal ist, können sie uns nicht mitteilen, das es ihr Sehproblem ist, was sie beim Lernen einschränkt.

Lange Zeit ging man davon aus, dass Myopie hauptsächlich durch genetische Faktoren verursacht wird. Auch den Zusammenhang von einer umfangreichen Arbeit im Nahbereich des Auges wurde als Auslöser von Kurzsichtigkeit erkannt.

In meinem Buch “Was Eltern über die Entwicklung ihres Kindes lernen sollten” schreibe ich über diese Zusammenhänge. Kinder, die zunehmend mehr Zeit vor Fernseher, Computer und anderen Bildschirmen verbringen, setzen ihren Sehsinn den falschen Reizen aus. “Früher konnte sich das Auge des Kindes noch natürlich entwickeln. Beim Spielen in der Natur, zu Hause, zu allen Jahreszeiten wurde das Auge trainiert und geschult.”

Obwohl auch die Fachwelt noch nicht genau nachvollziehen kann, welche Reize in der Natur es im Einzelnen sind, die eine gesunde Entwicklung des Auges unterstützen, so ist man sich einig, dass natürliches Licht und Blicke in die Ferne wichtig für Augen sind, die noch wachsen. Auch ein Kontakt mit nützlichen Bakterien könnte eine Rolle spielen und neuerdings vermutet man, dass es vor allem die Wirkung des Sonnenlichtes ist.

Dass helles Sonnenlicht die Netzhaut dazu anregt, Dopamin auszuschütten, wusste man bereits. Und auch, dass das Dopamin der Netzhaut den Wuchs des Augapfels aufhalten kann.

Studien haben ergeben, dass sich Kinder täglich ca. drei Stunden in einer Lichtstärke von mindestens 10,000 Lux aufhalten sollten, um der Ausbildung einer Kurzsichtigkeit entgegenzuwirken.

Dafür reicht es, sich an einem hellen Sommertag – sogar im Schatten und mit Sonnenbrille – draussen aufzuhalten. Im Vergleich dazu erreicht ein gut beleuchtetes Klassenzimmer oder Büro nur eine Lichtstärke von ca. 500 Lux.

Da der Unterschied zwischen Innen- und Aussenlicht so beträchtlich ist, müssen wir dafür sorgen, dass unsere Kinder viel Zeit unter freiem Himmel verbringen.

Kurzsichtigkeit ist in der Regel nicht rückgängig zu machen. Deswegen muss die Behandlung so ausgelegt sein, dass sie entweder den Verlauf stoppt oder eine Ausbildung ganz verhindert. Und je jünger das Kind, desto besser die Erfolgschancen.

Gleichzeitig suchen Wissenschaftler nach anderen Wegen, eine Myopie aufzuhalten.

So können z.B. Lampen für Lichttherapie eingesetzt werden, die eine Lichtstärke bis zu 10,000 Lux erreichen. Auch gibt es besondere Brillen und Kontaktlinsen, die extra so entwickelt wurden, das Licht entfernter Objekte anders zu bündeln als herkömmliche Linsen.

Selbst Augentropfen mit Atropin, einem eigentlich giftigen Stoff, werden zumindest in Asien verwendet, um eine Kurzsichtigkeit zu behandeln.

Aber wer will schon Augentropfen nehmen oder sich vor eine künstliche Leuchte setzen, wenn man stattdessen einfach raus gehen kann. Das tut nicht nur den Augen gut, sondern macht auch mehr Spass.

Also raus ans Licht! Es gibt nichts zu verlieren und ist ganz umsonst.

2020-04-27T10:21:55+00:00Juni 1st, 2015|

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