6 Tipps für „frustfreies“ Lernen

Latest Posts  •   25. September 2017

Jeden Tag ein bisschen ist der Schlüssel zu erfolgreichem Lernen. Das gefällt mir: Jeden Tag ein bisschen. Das klingt doch machbar, oder?

Lernen hat mir schon immer Spaß gemacht und ich wünsche mir, dass die Schüler der Modern Music School die gleiche Leidenschaft fürs Lernen entwickeln (bzw. beibehalten). Die “6 Tipps für frustfreies Lernen”, die ich Ihnen in diesem Artikel vorstelle, sollen Ihnen vor allem beim Musiküben helfen. Sie lassen sich aber genauso gut auf alle anderen Formen des Lernens anwenden.

Ursprünglich stammen sie von Barbara Oakley, die Lehrerin des weltweit beliebtesten Online Kurses (Learning how to learn) und ihrem Buch “(K)ein Gespür für Zahlen: So bekommt man den Durchblick in Mathe”. Der Titel des Buches ist etwas irreführend, denn beim Lesen des Buches bekommt man nicht nur Durchblick in Mathe sondern in Lernen allgemein. Über einige dieser Ideen habe ich schon an anderer Stelle geschrieben, (zum Beispiel hierhier und hier) aber ihre Forschung fügt einige neue Schlüsselideen hinzu!

Hier sind meine 6 Tipps für frustfreies und meine Interpretation dazu, wie Sie sie beim Musiküben nutzen können:

1. Chunking:

Lernen beginnt mit dem Bilden und Speichern von kleinen, vereinfachten Informationseinheiten.
Wenn wir größere Informationsmengen in kleine Einheiten bzw. “Chunks” zerlegen, lassen sich diese leichter lernen und wieder abrufen. Im Laufe der Zeit können wir diesen bereits gespeicherten Informationseinheiten neue Chunks hinzufügen und Altes und Neues miteinander verbinden.Nehmen wir als Beispiel das Klavierspielen. Wenn wir versuchen, Klavier zu erlernen, müssen wir nach und nach einzelne Tasten zu zusammenhängenden Akkorden oder Melodien formen. Dabei entspricht jeder einzelne Ton einem Chunk. Im Laufe der Zeit lernen wir dann, diese Chunks zu Akkordfolgen zusammenzufügen, welche dann wiederum als Chunk abgespeichert werden. Diese Chunks können wir dann immer wieder abrufen und ohne nachdenken zu müssen, spielen. Mit vielen Wiederholungen tun wir dies solange, bis wir den ganzen Song automatisch und mühelos spielen können.Wichtig hierbei ist, dass wir jeden einzelnen Chunk erstmal richtig lernen müssen, bevor wir zum nächsten springen. Das heißt also wiederholen, wiederholen, wiederholen. Jeden Tag ein wenig mehr.

2. Fokussiertes vs. Diffuses Denken:

Beim Lernen und Problemlösen schalten wir zwischen zwei Denkweisen hin und her.
Das fokussierte Denken ist ein Vorgang, bei dem wir uns intensiv konzentrieren und unsere Aufmerksamkeit ganz intensiv auf eine Aufgabe fokussieren. In den diffusen Denkmodus gerät man, wenn man “abschaltet” und seine Gedanken ziellos umherschweifen lässt. In diesem Modus stellen wir sozusagen unser Bewusstsein ab und lassen uns von unserem Unterbewusstsein lenken. (Hier haben wir z.B. auch Aha-Momente, die Momente wenn wir plötzliche Einsichten haben, während wir etwas ganz anderes tun, wie etwas schlafen, joggen oder unter der Dusche.)Planen Sie für Ihre Übungseinheiten sowohl Abschnitte des fokussierten Denkens als auch des Diffusen Denkens ein. Üben Sie für eine gewisse Zeit ganz konzentriert und ohne Ablenkung und legen Sie dann eine Pause ein. Im fokussierten Modus sammeln wir neue Informationen und bilden neue Chunks. Im diffusen Modus verbinden wir die verschiedenen Chunks miteinander. Beide Denkweisen sind beim Lernen also gleichermaßen wichtig!

3. Pomodoro:

Unterteilen Sie Ihre Arbeit in kleine Häppchen.
Fast jeder kann sich 25 Minuten lang konzentrieren, sagt Oakley. Vor allem, wenn am Ende eine Belohnung wartet. Sie schlägt vor, dass wir uns eine Timer für 25 Minuten setzen und für diese Zeit alle potentiellen Ablenkungen ausstellen. Keine Handys, Computer oder andere Gadgets, nur wir und unsere Aufgabe, bis der Timer abläuft.Diese Technik, die Pomodoro-Technik, ist eine Fokussierungstechnik aus den 1980er Jahren und wurde ursprünglich vom Italiener Francesco Cirillo entwickelt. “Pomodoro” ist das italienische Wort für Tomate und Cirillo benutzte für seine Technik eine Küchenuhr in Tomatenform.Nutzen Sie Pomodoros beim Musiküben. Setzen Sie sich einen Timer und üben Sie für diese Zeit ganz konzentriert. Wenn der Timer klingelt, belohnen Sie sich. Mit dieser Technik erlauben Sie Ihrem Gehirn, zwischen fokussiertem und diffusem Denken hin und herzuschalten. Zuerst bilden Sie neue Chunks, dann erlauben Sie Ihrem Unterbewusstes diese Chunks miteinander zu verbinden.

4. Prokrastination – Das Problem liegt in der Antizipation:

Wenn wir uns bestimmten Aufgaben stellen, leuchten die Schmerzzentren des Gehirns auf.
Nur alleine an Dinge zu denken, die wir lieber nicht machen wollen, lässt die Schmerzzentren des Gehirns aufleuchten. Wenn Sie also ans Musiküben denken und Ihr Gehirn Ihnen Schmerzen signalisiert ist es natürlich kein Wunder, wenn Sie lieber nicht üben wollen und es erstmal aufschieben. Aber… dieser Schmerz geht weg, sobald Sie einfach anfangen das zu tun, was Sie vermeiden wollen! Das heisst also, Üben ist angenehmer als Aufzuschieben.Ist das nicht interessant? Also mich motiviert es auf jeden Fall. Wenn das Aufschieben einer Aufgabe mehr Zeit und Energie verbraucht als die Aufgabe selber, dann mache ich ab jetzt lieber immer gleich eine Pomodoro.Pomodoros können Ihnen helfen, eine regelmäßige Übungsroutine aufzubauen. Im Laufe der Zeit wird diese neue Routine zur Gewohnheit und ersetzt die Aufschieberei.Für Oakley ist Prokrastination übrigens die zentrale und weitreichendste schlechte Angewohnheit überhaupt. Es handelt sich also um eine Angewohnheit, die einen großen Einfluss auf viele wichtige Lebensbereiche hat.  Wenn es Ihnen gelingt, diese eine schlechte Angewohnheit zu ändern, wird sich das positiv auf Ihr Leben insgesamt auswirken.

5. Prozess vs. Produkt:

Konzentrieren Sie sich nicht auf das Ergebnis (Produkt), sondern auf den Prozess.
Wenn Sie sich das nächste Mal beim Aufschieben erwischen, denken Sie nicht an das Ergebnis, welches Sie erreichen möchten, sondern nehmen Sie sich einfach vor, für die nächsten 25 Minuten daran zu arbeiten. Oakley rät, sich auf den Prozess zu konzentrieren (wie man seine Zeit verbringt) und nicht auf das Produkt (was man erreichen möchte.)Beim Musiküben könnte das zum Beispiel heissen, nicht zu denken “Ich muss üben, bis ich den ganzen Song auswendig kann” sondern “Für die nächsten 25 Minuten werde ich mit vollem Einsatz üben.” Ein Fokus auf das Produkt überwältigt uns häufig, mit der Folge, dass wir garnicht erst anfangen, weil wir glauben, dass es uns an Zeit mangelt oder weil wir gerade keine Lust haben. Stattdessen sollten wir uns auf den Prozess konzentrieren, jene viele kleine Chunks, die wir in den nächsten Tagen oder Wochen brauchen werden, um den Song auswendig zu lernen. Ob Sie das in einer Übungseinheit schaffen oder nicht, wird dann nebensächlich.

6. Schlaf:

Studien zeigen, dass sich das Gehirn im Schlaf reinigt.
Oakley berichtet von Forschungsergebnissen die zeigen, dass unsere Gehirnzellen im Schlaf schrumpfen und die Gehirnflüssigkeit dann wesentlich effektiver zwischen ihnen fließen und Schadstoffe abtransportieren kann. Wenn wir also versuchen, ohne genügend Schlaf zu funktionieren, tun wir dies buchstäblich mit einem vergifteten Gehirn.Eine gute Nachtruhe ist für das Lernen und Abspeichern von neuen Informationen ganz wichtig. Es fördert diffuses Denken und die Festigung dessen, was wir gerade gelernt haben.Also immer schön darauf achten, dass Sie genug schlafen, es ist eine wichtige Voraussetzung für effektives Lernen.

2020-04-24T06:54:49+00:00September 25th, 2017|

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