Warum man mit Chunking schneller lernt?
Latest Posts • 6. Mai 2019
Manchmal ist weniger mehr. Wenn ihr einen neuen Song möglichst schnell lernen wollt, dann kann ich euch nur raten: geht es langsam an! Das mag widersprüchlich klingen ist aber genau das, was die moderne Hirnforschung herausgefunden hat. Schritt für Schritt – oder in Chunks.
Die natürliche Tendenz der meisten Musiker, wenn sie ein neues Lied lernen, ist, das gesamte Lied von Anfang an durchzuspielen. Oder sie spielen ein paar Mal den ersten Teil durch und springen dann zum nächsten Teil und dann zum nächsten Teil und so weiter…
Das Gehirn kommt da nicht mit, es möchte anders lernen. Wie genau? Dafür gucken wir uns einmal an, was überhaupt passiert, wenn wir etwas Neues lernen. Das menschliche Gehirn besteht aus etwa 90 Milliarden Gehirnzellen, so genannten Neuronen. Über Synapsen verbinden sich Neuronen mit anderen Neuronen. Ein Neuron kann zwischen 1 und 200.000 solcher Synapsen haben – womit die Gesamtzahl der Synapsen im menschlichen Gehirn ungefähr 100 Billionen beträgt!
Wenn eine Hirnzelle mit Energie aufleuchtet, gelangt diese Energie über die Synapsen zu anderen Hirnzellen, die dann auch aufleuchten. Was wiederum alle mit diesen Hirnzellen verbundenen Zellen zum Leuchten bringt, usw… Diese so miteinander verbundenen Nervenzellen des Gehirns nennt man neuronale Netzwerke. Und jedes neuronale Netzwerk ist für eine bestimmte Fähigkeit verantwortlich – an deinem Instrument und allgemein, bei allem, was du machst. Ein Netzwerk leuchtet beispielsweise auf, wenn du einen C-Dur-Akkord auf der Gitarre spielst, ein anderes Netzwerk leuchtet auf, wenn du einen Single Stroke Roll auf dem Schlagzeug spielst.
Lernen beginnt mit dem Bilden und Speichern von kleinen, vereinfachten Informationseinheiten, sogenannten Chunks – beispielsweise dem Spielen eines einzelnen Akkords. Wenn wir größere Informationsmengen in kleine Einheiten bzw. “Chunks” zerlegen, lassen sich diese leichter lernen und wieder abrufen. Im Laufe der Zeit können wir diesen bereits gespeicherten Informationseinheiten neue Chunks hinzufügen und Altes und Neues miteinander verbinden.
Nehmen wir als Beispiel das Klavierspielen. Wenn wir versuchen, Klavier zu erlernen, müssen wir nach und nach einzelne Tasten zu zusammenhängenden Akkorden oder Melodien formen. Dabei entspricht jeder einzelne Ton einem Chunk. Im Laufe der Zeit lernen wir dann, diese Chunks zu Akkorden zusammenzufügen, welche dann als Chunks gespeichert werden. Diese fügen wir dann später zu Akkordfolgen zusammen, welche dann wiederum als größere Chunk abgespeichert werden. Diese immer größer werdende Chunks können wir dann immer wieder abrufen und ohne nachdenken zu müssen, als Einheit spielen – so wie am Anfang den einzelnen Ton. Mit vielen Wiederholungen tun wir dies solange, bis wir den ganzen Song automatisch und mühelos spielen können.
Wichtig hierbei ist, dass wir jeden einzelnen Chunk erstmal richtig lernen müssen, bevor wir zum nächsten springen. Das heißt also wiederholen, wiederholen, wiederholen. Jeden Tag ein wenig mehr. Beim Lernen werden demnach die Anzahl und Stärke der neuronalen Verbindungen verbessert und wir bauen stärkere, schnellere und genauere Netzwerke im Gehirn auf.
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