Warum lieben wir Musik?
Latest Posts • 23. Juli 2021
Die einen lieben Mozart, die anderen AC/DC und wieder andere keins von beiden. Aber Musik mögen wir alle. Musik begleitet uns durch unser gesamtes Leben. Als Schlaflied im Babyalter, als Mitmachlied im Kindergarten. Vielleicht lernen wir irgendwann einmal selbst ein Instrument zu spielen. Wir gehen zu Konzerten oder sitzen zumindest den ein oder anderen Abend in einer Bar, während uns im Hintergrund Jazz, Rock oder Funk berieseln. Musik beeinflusst unsere Stimmung. Sie setzt uns in Bewegung oder lässt uns zur Ruhe kommen. Und unsere Lieblingssongs verursachen uns eine Gänsehaut. Aber warum ist das eigentlich so? Warum mögen wir Musik und wofür brauchen wir sie?
High, aber auf die ungefährliche Art
Tatsächlich haben Wissenschaftler herausgefunden, dass der Grund dafür, dass wir Musik so lieben, in unserem Gehirn zu finden ist. Denn hier hat das Hören von Musik eine ähnliche Wirkung wie Essen – oder wie Drogen. Beim Hören von Musik werden dieselben Rezeptoren angeregt und somit die gleichen glücklich machenden Botenstoffe ausgeschüttet. Musik kann uns also im wahrsten Sinne des Wortes berauschen. Und das ganz ohne Nebenwirkungen.
Aber es geht noch weiter…
Denn Musik löst noch so viel mehr in unseren Köpfen aus als reine Glücksgefühle. Ein weiterer Grund, warum Musik uns so sehr anspricht, liegt wahrscheinlich darin, das musikalische Klänge Ähnlichkeiten mit der menschlichen Sprache haben. Das Gehirn reagiert auf Tonfolgen mit einem fast identischen Aktivitätsmustern wie beim Hören von Sprache. Dies wurde in Studien des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig herausgefunden. Unser Gehirn, so die Forscher, unterscheidet nur unwesentlich zwischen musikalischer und sprachlicher Information.
Und schließlich ist es auch beim Hören von Sprache letztendlich die Satzmelodie, die uns wichtige Informationen liefert, uns mit dem Sprecher mitfühlen lässt, Gefühle in uns auslöst. Selbst, wenn wir eine Sprache absolut nicht beherrschen, können wir ziemlich genau einordnen, ob ein Sprecher wütend, traurig oder fröhlich ist. Unsere Hörzentren analysieren die eingehenden Geräusche über Tonhöhen und -folgen sehr detailliert. Auf diese Weise kann Kommunikation auch auf der sozialen Ebene reibungslos ablaufen und Missverständnisse können vermieden werden. Und wo die Worte fehlen, können Klänge oftmals besser ausdrücken, was wir fühlen – Sehnsucht, Glück, Liebe…
Wieso haben wir unterschiedliche musikalische Vorlieben?
Aber wie kommt es dann zu unterschiedlichen musikalischen Vorlieben? Schönheit liegt hier sozusagen im Auge des Betrachters oder besser gesagt: im Ohr des Zuhörers. Zwar funktioniert unser Hörsinn immer nach dem gleichen Prinzip, doch die Interpretation des Gehörten ist zum Teil auch eine Frage dessen, was man gewohnt ist bzw. erlernt hat. Ob wir eine bestimmte Musikrichtung oder einen bestimmten Song mögen, kann daher viel über uns verraten.
Wissenschaftler der University of Cambridge haben festgestellt, dass unser Musikgeschmack sogar Aufschluss über unsere Art zu denken gibt, ob wir eher empathisch oder systemisch-rational, also planvoll und vernunftbetont, auf unsere Umwelt reagieren.
4.000 Versuchspersonen wurden gebeten, einen ausführlichen psychologischen Fragebogen auszufüllen, mit dessen Hilfe Persönlichkeit und kognitiver Stil erfasst werden sollten. Anschließend hörten sich die Teilnehmer der Studie 50 Musikstücke aus 26 unterschiedlichen Musikrichtungen an und gaben an, wie gut ihnen welche Stücke gefielen.
Im Ergebnis zeigte sich, dass die Versuchsteilnehmer mit hohen Empathiewerten sanfte und unprätentiöse Musik mit traurigem Thema bevorzugten und intensive Stilrichtungen mieden. Sie mochten melodischen Rock, Pop, Blues oder Latin lieber als beispielsweise Punk oder Heavy Metal. Eher systematisch-rational veranlagte Menschen bevorzugten hingegen komplexere, laute, intensive und anregende Musik. Dieses Bild zeichnete sich nicht nur zwischen unterschiedlichen Musik-Genres ab, sondern auch innerhalb der einzelnen Stilrichtungen. Empathische Menschen geben der Metal-Ballade den Vorzug vor Stücken mit mehr Disharmonien.
Diese Studie zeigt: Musik weckt nicht nur Gefühle in uns, sie ist auch ein Spiegel unseres Selbst. Musik kann zeigen, wer wir sind. Und wer schon früh mit unterschiedlichsten Musikstilen in Berührung kommt, hat es leichter, seinen persönlichen musikalischen Ausdruck zu finden.
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