Spielen endet nicht mit der Kindheit – Warum auch Erwachsene Zeit zum Spielen brauchen

Latest Posts  •   7. April 2015

Ich habe gerade ein wunderbares, mit Lernen gefülltes Wochenende hinter mir. Im Rahmen meiner Bemühung, die Lernerfahrung von Schülern der Modern Music School ständig zu verbessern, besuchte ich die Konferenz „Spiel, Kreativität, Achtsamkeit und Neurowissenschaft in der Psychotherapie“ an der University of California, Los Angeles (UCLA).

Der Titel der Konferenz fiel mir sofort ins Auge, da wir bestrebt sind, den Musikunterricht so zu gestalten, dass er Spaß macht. Und was kann mehr Spaß machen als Spielen? Ich war schon immer davon überzeugt, dass man ohne Freude nicht lernen kann. Daher fand ich es spannend, zu erfahren, wie andere Experten Spielfreude in ihre Arbeitsbereiche integrieren.

Aber was mich noch mehr begeisterte war die Aussicht, noch mehr darüber zu lernen wie wichtig Spielen auch für Erwachsene ist. Damit Spielen nicht mit der Kindheit endet, brauchen auch Erwachsene Raum dafür.

Stuart Brown, Gründer und Präsident des National Institute for Play und einer der Redner an der UCLA an diesem Wochenende, hat jahrzehntelang die Macht des Spielens bei Menschen unterschiedlichster Couleur erforscht: von Strafgefangenen, über Geschäftsleute, Künstler bis zu Nobelpreisgewinnern.

Er hat Tausende von Menschen interviewt und ihre Beziehung zum Spielen katalogisiert. Dabei fand er heraus, dass ein enger Zusammenhang zwischen Freude und Erfolg und spielerischer Betätigung besteht. Er entdeckte außerdem, dass Spielen bei Erwachsenen gemeinschaftsstiftend ist, den Geist schärft und Ehepaaren zu einer glücklichen Beziehung verhilft. Das Fehlen von Spiel auf der anderen Seite, beeinflusste genauso stark wie andere Faktoren die Vorhersage kriminellen Verhaltens bei Erwachsenen.

Während unseres ganzen Lebens ist das Spielen für die Entwicklung unserer sozialen Kompetenz, unserer Anpassungsfähigkeit, Intelligenz, Kreativität, Problemlösungsfähigkeit und bei vielen anderen Dingen auch, von zentraler Bedeutung. In Wahrheit ist Spielen noch wichtiger. Die Forschungsergebnisse von Brown bestätigen das, was bereits Brian Sutton-Smith (ein anderer Theoretiker zum Thema Nutzen des Spielens) sagte: „Das Gegenteil von Spiel ist nicht Arbeit, sondern Depression.“

Ohne die Freude, die man beim Spielen empfindet, ohne die stressabbauenden Eigenschaften und die Möglichkeit zum spontanen Lachen, zur Freude, Kreativität und zu authentischen Beziehungen – wird das Leben sehr schnell eintönig.

In seinem Buch Play, vergleicht Brown Spielen mit Sauerstoff. Er schreibt: „… es ist überall um uns herum, unbemerkt und unbeachtet, und man merkt erst, dass es fehlt, wenn es nicht mehr da ist.“

Was er genau damit meint, wird deutlich, wenn wir uns klarmachen, was Spielen alles ist. Spielen ist Kunst, Bücher, Filme, Comedy, Flirten und Tagträumen, schreibt Dr. Brown (und natürlich Musik, wenn ich das hinzufügen darf.)

Was genau ist Spielen?

Auf die Frage was Spielen genau ist, antwortet Dr. Brown „Spielen ist etwas, das wir um seiner selbst willen tun.“ Und er erklärt weiter „es geschieht freiwillig, es ist vergnüglich, es gibt dir das Gefühl des Eingebundenseins, es lässt dich die Zeit vergessen. Und das Spielen selbst ist wichtiger als das Ergebnis.“

Spielen ist das Tor zu Vitalität. Schon von Natur aus ist es auf einzigartige Weise und an sich bereichernd. Es schafft Optimismus, erfindet Neues, lässt Beharrlichkeit zu Spaß werden, führt zur Meisterschaft, stärkt das Immunsystem und das Gefühl der Empathie sowie das Zugehörigkeits- und Gemeinschaftsgefühl (gemäß der Website des National Institute for Play).

Warum also Zeit zum Spielen schaffen?

Wir leben in sehr hektischen Zeiten. Immer häufiger fühlen wir uns von unserer Arbeit und Verantwortung überfordert. “Ich bin busy” hört man jetzt überall – fast so, als gäbe es einen gesellschaftlichen Druck, immer etwas zu tun haben zu müssen. Nur leider läßt ein vollgestopfter Terminkalender nur wenig Raum für Spaß und Freude.

Mit dem Einzug ins Erwachsenenleben haben wir irgendwie verlernt, uns trotzdem Zeit für Spass und Spiel zu nehmen. Wenn wir es doch einmal tun, nennen wir es “abschalten” – wir hängen uns vor den Fernseher, Laptop oder Tablet und sind nicht mehr ansprechbar.

Wann ist dieser Trend zu „Nur Arbeit, kein Spaß“ zur Norm geworden?

Zum Glück kann man jederzeit damit anfangen, sich wieder mehr Zeit zum Spielen zu nehmen, auch als Erwachsener! Ab und zu sollten wir einfach all unsere Verpflichtungen vergessen und wieder so richtig spielen. Einfach mal das organisierte Chaos genießen und nicht an die Folgen denken – einfach loslassen und Spaß haben! Spielen kann so Vieles sein: Lachen mit Freunden, Fußball im Garten spielen, Basteln mit den Kindern, mit dem Ehepartner zusammen kochen und dabei herumexperimentieren. Wenn Sie sich erlauben, durch Spiel wieder natürliche Freude zu erleben, dann wird das Leben Sie dafür belohnen. Stellen Sie sich Spielen als Investition in ihr zukünftiges Wohlbefinden vor.

Wenn Sie das nächste Mal zu “erwachen” sind, um Spaß zu haben oder zu beschäftigt, denken Sie daran: Für Ihre Gesundheit und Glück gibt es kaum etwas Besseres als eine gute Dosis Spiel!

Ich mache das auch immer so. Für mich ist es mein Mountainbike, nichts macht mir mehr Spaß, als mit meinen Freunden in den Bergen von Los Angeles biken zu gehen.

Ehrlich gesagt habe ich auch jetzt lange genug hier geschrieben. Mal sehen wer heute Zeit hat, mit mir loszuziehen!

Also immer daran denken, „Arbeit allein macht nicht glücklich.“

2020-04-27T10:18:16+00:00April 7th, 2015|

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